Die Gewürz- und Heilpflanze Borretsch wird auch in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. © Suljo / iStock / Getty Images Plus
Die Gewürz- und Heilpflanze Borretsch wird auch in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. © Suljo / iStock / Getty Images Plus

Toxische Wirkungen möglich: BfR empfiehlt, kräuterhaltige Nahrungsergänzungsmittel zu meiden

  • 15.06.2018
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Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine Risikobewertung zu gesundheitsschädlichen Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln aktualisiert. Insbesondere bei Nahrungsergänzungsmitteln sind demnach toxische Wirkungen zu erwarten.

Mit Pyrrolizidinalkaloiden (PA) halten Pflanzen sich Fraßfeinde vom Leib. Das Problem: Diese sekundären Pflanzenstoffe können die menschliche Leber schädigen und wirken im Tierversuch erbgutverändernd und krebsauslösend. Das BfR berücksichtigte bei seiner aktualisierten Risikobewertung zu PA in Lebensmitteln alle wichtigen Lebensmittelgruppen. Als besondere Quelle fielen erneut Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit Bestandteilen von PA-bildenden Pflanzen auf. Sie hatten den höchsten PA-Gehalt. Insgesamt wurden in mehr als der Hälfte der untersuchten NEM-Proben PA gefunden.

Der maximal gemessene Wert wurde in einer Kapsel eines NEM festgestellt, das Wasserdost (Eupatorium cannabinum) als Inhaltsstoff enthielt. Wasserdost gehört zu den Korbblütlern und ist eine PA-bildende Pflanze. Weitere Beispiele für PA-bildende Pflanzen in NEM sind Huflattich, Beinwell, Borretsch, Lungenkraut, Steinsamen und Pestwurz. Auch Johanniskraut-haltige Präparate waren in fast jeder untersuchten Probe mit PA belastet. Da Johanniskraut nicht als PA-bildende Pflanze bekannt ist, stammen die gemessenen PA in diesen Fällen vermutlich aus einer Verunreinigung mit anderen Wildkräutern.

Das BfR und die EFSA kommen daher übereinstimmend zu dem Schluss, dass das Auftreten akut-toxischer Wirkungen durch Konsum bestimmter NEM, die auf PA-bildenden Pflanzen basieren, möglich ist. Empfohlen wird daher, Nahrungsergänzungsmittel, die PA-haltige Pflanzen oder Pflanzenteile enthalten, nicht zu konsumieren. Ein gesundheitlicher Nutzer diese Präparate sei zudem nicht gesichert und stehe der möglichen genotoxisch-kanzerogenen Wirkung gegenüber.



Quelle: BfR

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