Adipöse Maus. © Georgejason / iStock / Thinkstock
Adipöse Maus: Nach vier Wochen mit arttypischer Kost, verschwand die akute Entzündung wieder. © Georgejason / iStock / Thinkstock

Mausmodell: Viel Fett und Kalorien wirken wie eine bakterielle Infektion auf den Körper

Offenbar führt eine ungesunde Ernährungsweise bei Mäusen dazu, dass einige Immunzellen im Blut der Tiere stark ansteigen, wie Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Cell“ berichten. Die Fehlernährung führte zu körperweiten Entzündungen und scheint langfristig für eine aggressivere Körperabwehr verantwortlich zu sein.

Wissenschaftler haben Vorläuferzellen von Immunzellen aus dem Knochenmark von Mäusen isoliert und eine systematische Analyse deren Funktion und Aktivierungsstatus durchgeführt. Das Ergebnis: Bei Tieren, die mit „westlicher Diät“ gefüttert wurden, zeigte sich, dass in den Vorläufer-Zellen eine große Anzahl von Genen aktiviert wurde. Betroffen waren unter anderem Erbanlagen für ihre Vermehrung und Reifung. Fastfood führe also dazu, dass der Körper rasch eine riesige schlagkräftige Kampftruppe rekrutiere, so Prof. Dr. Joachim Schultze vom Life & Medical Sciences Institute (LIMES) der Universität Bonn und vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Nachdem die Forscher den Nagern nun vier weitere Wochen lang arttypische Getreidekost anboten, verschwand die akute Entzündung. Was nicht verschwand, war die genetische Reprogrammierung der Immunzellen: Auch nach diesen vier Wochen waren in ihnen noch viele der Erbanlagen aktiv, die in der Phase mit ungesunder Ernährung angeschaltet worden waren. 

Das Immunsystem hat ein Gedächtnis

Die körpereigene Abwehr merkt sich den Zustand einer Infektion, um darauf künftig besser vorbereitet zu sein – das trifft auch auf Menschen zu. Die Forscher untersuchten dazu Blutzellen von 120 Testpersonen. Bei einigen dieser Probanden zeigte das angeborene Immunsystem einen besonders starken Trainingseffekt. In ihnen fanden die Forscher genetische Hinweise darauf, dass daran ein so genanntes Inflammasom beteiligt ist. Inflammasome sind Sensoren des angeborenen Immunsystems. Sie erkennen schädliche Substanzen und setzen in der Folge hoch entzündliche Botenstoffe frei.

Das in der Studie identifizierte Inflammasom wird durch bestimmte Nahrungsmittelinhaltsstoffe aktiviert. Fehlernährung führt jedoch dazu, dass sich manche dieser normalerweise versteckten DNA-Teile zeigen und der Bereich der Erbsubstanz langfristig leichter ablesbar wird. Das Immunsystem reagiere in der Folge schon auf kleine Reize mit stärkeren Entzündungsantworten, erklärt Prof. Dr. Eicke Latz, Leiter des Instituts für angeborene Immunität der Universität Bonn und Wissenschaftler am DZNE. Diese wiederum können die Entstehung von Gefäßkrankheiten oder auch Diabetes mellitus Typ 2 stark beschleunigen. 



Quelle: Universität Bonn

Publikation: Anette Christ, Patrick Günther, Mario A.R. Lauterbach , Peter Duewell, Debjani Biswas, Karin Pelka, Claus J. Scholz, Marije Oosting, Kristian Haendler, Kevin Baßler, Kathrin Klee, Jonas Schulte-Schrepping, Thomas Ulas, Simone J.C.F.M. Moorlag, Vinod Kumar, Min Hi Park, Leo A.B. Joosten, Laszlo A. Groh, Niels P. Riksen, Terje Espevik, Andreas Schlitzer, Yang Li, Michael L. Fitzgerald, Mihai G. Netea, Joachim L. Schultze und Eicke Latz: Western diet triggers NLRP3-dependent innate immune reprograming; Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2017.12.013

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