Heranwachsende: Stört fettreiches Essen die Hirnreifung?
- 17.11.2016
- News
- Redaktion
Für die Untersuchung wurden heranwachsende und erwachsene Mäuse entweder mit extrem fettreicher oder mit normaler Nahrung gefüttert. Das fettreiche Futter enthielt überproportional große Mengen an gesättigten Fetten, wie sie in Fast Food, Wurstwaren oder Butter enthalten sind.
Schon nach vier Wochen beobachteten die Wissenschaftler bei den Jungtieren, die fettreiche Nahrung erhielten, erste kognitive Defizite. Diese traten vor der eigentlichen Gewichtszunahme auf. Entscheidend für die Entstehung dieser Defizite ist das Zeitfenster des Fettkonsums: Dieser wirkt sich vornehmlich in der Adoleszenz, also in der Zeit von der späten Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter, negativ auf die Reifung des sogenannten „Präfrontalen Cortex" aus. Dieses Hirnareal wird auch Stirnhirnrinde genannt.
Mäuse und Menschen sind vergleichbar
Keinen Verhaltenseffekt konnten die Forschenden hingegen bei ausgewachsenen Mäusen, die über längere Zeit (zu) fettreiche Nahrung aufnahmen, beobachten. Bei ihnen geriet allerdings der Stoffwechsel aus den Fugen: Sie verfetteten. Das schließe allerdings nicht aus, dass fettreiche Nahrung nicht auch die Gehirne von erwachsenen Mäusen schädigen kann, so Urs Meyer, ehemaliger Gruppenleiter des Labors für Physiologie und Verhalten an der ETH Zürich und heute Professor an der Universität Zürich.
Laut Meyer sind die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar, denn ähnlich wie beim Menschen reift der Präfrontale Cortex bei der Maus vornehmlich bei Heranwachsenden. Auch die Leistungen, die dieser Hirnregion zugeschrieben werden, sind bei Mensch und Maus vergleichbar. Ebenfalls stimmen die Nervenzellstrukturen, auf die die fettreiche Nahrung einwirkt, in beiden Organismen überein. Der Forscher räumt allerdings ein, dass die fettreiche Nahrung – über 60 Prozent der Kalorien wurden den Mäusen durch Fette zugeführt – nicht dem entspricht, was die meisten Menschen (und Mäuse) über längere Zeit einnehmen.
Diese Art der Zuspitzung wurde bewusst gewählt, um den Effekt fettreicher Nahrung auf die Gehirnreifung klar und deutlich aufzuzeigen und den Prinzipienbeweis erbringen zu können. Derart fettreich würden wohl nur die wenigsten Kinder und Jugendlichen essen, sagt Meyer. Über einen Grenzwert, wie hoch der Fettanteil der Nahrung sein darf, damit später keine Schäden am Präfrontalen Cortex entstehen, kann diese Studie somit nichts aussagen.
Quelle: ETH Zürich