Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit lag auf der Charakterisierung der Stoffwechselprodukte im Blut der Versuchsmäuse. © tiripero / iStock / Thinkstock

Stoffwechsel: Weichmacher fördert Gewichtszunahme

  • 19.01.2016
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  • Redaktion

In der Kunststoffverarbeitung werden sogenannte Phthalate eingesetzt, um Kunststoffe weich und biegsam zu machen. Unter bestimmten Bedingungen können diese über die Nahrung in den menschlichen Körper aufgenommen werden. Ein Forscherteam unter anderem des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt nun, dass das Phthalat DEHP im Mausmodell zu einer Gewichtszunahme führt und welche Stoffwechselprozesse daran beteiligt sind.

Phthalate können über die Haut oder die Nahrung können sie in den menschlichen Körper gelangen. Sie wirken auf das Hormonsystem und stehen im Verdacht, das Körpergewicht zu beeinflussen. Die genauen Mechanismen waren bislang jedoch noch unklar. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben in Kooperation mit dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas Erkrankungen des Universitätsklinikums Leipzig diese Zusammenhänge untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, wo Phthalate in den Stoffwechsel eingreifen und Einfluss auf das Gewicht nehmen können. In Untersuchungen an der Universität Leipzig nahmen Mäuse, die dem Phthalat DEHP im Trinkwasser ausgesetzt waren, deutlich an Gewicht zu. Dies war vor allem bei den weiblichen Tieren der Fall. „Phthalate greifen ganz offensichtlich massiv in den Hormonhaushalt ein. Bereits in geringen Konzentrationen führen sie zu deutlichen Veränderungen, wie beispielsweise der Gewichtszunahme“, sagt Prof. Martin von Bergen, Leiter des Departments Molekulare Systembiologie am UFZ. In epidemiologischen Studien seien bereits ernstzunehmende Zusammenhänge zwischen erhöhten Phthalat-Konzentrationen im menschlichen Körper und der Entwicklung von Übergewicht nachgewiesen worden.

Der Schwerpunkt der Forschung lag auf der Charakterisierung der Stoffwechselprodukte im Blut der Mäuse. Die Forscher stellten fest, dass der Anteil ungesättigter Fettsäuren im Blut unter Phthalat-Einwirkung zunahm und der Glukosestoffwechsel gestört war. Daneben war auch die Zusammensetzung von im Blut befindlichen Rezeptoren verändert, die für den Gesamtstoffwechsel wichtig sind und zu einer Umstellung des Stoffwechsels führen können.

Einige Stoffwechselprodukte, die vom Fettgewebe gebildet werden, seien unter anderem auch als Botenstoffe aktiv und steuern Funktionen in anderen Organen, so von Bergen. Noch sei aber nicht abschließend geklärt, wie sich die unterschiedlichen Effekte von Phthalaten auf den Stoffwechsel untereinander beeinflussen und letztlich zu einer Gewichtszunahme führen.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Publikation: Di-(2-Ethylhexyl)-Phthalate (DEHP) Causes Impaired Adipocyte Function and Alters Serum Metabolites: Nora Klöting, Nico Hesselbarth, Martin Gericke, Anne Kunath, Ronald Biemann, Rima Chakaroun, Joanna Kosacka, Peter Kovacs, Matthias Kern, Michael Stumvoll, Bernd Fischer, Ulrike Rolle-Kampczyk, Ralph Feltens, Wolfgang Otto, Dirk K. Wissenbach, Martin von Bergen, Matthias Blüher; PLOS ONE (December 2, 2015). http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0143190

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