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Da Therapieplätze für Patienten mit Binge-Eating-Störung rar sind, haben Wissenschaftler eine onlinebasierte Therapie getestet. © fizkes / iStock / Thinkstock

Binge-Eating-Störung: Verhaltenstherapie via Internet wirksam

  • 22.08.2017
  • News
  • Redaktion

Zwei deutsche Wissenschaftlerinnen haben herausgefunden, dass Patienten mit Heißhungeranfällen nicht nur klassische verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen helfen, sondern auch Internet-basierte Selbsthilfe zum Erfolg führt.

Professorin Dr. Martina de Zwaan. © MHH
Professorin Dr. Martina de Zwaan ist Erstautorin der Studie, die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde. © MHH

Menschen mit einer "Binge-Eating-Störung" essen bei wiederkehrenden Essanfällen unkontrolliert große Mengen an Lebensmitteln, was zu starkem Übergewicht führen kann. Ein verhaltenstherapeutisches Selbsthilfeprogramm, das das Internet nutzt und nicht anonym ist, hilft gut gegen diese Essstörung. Wie Dr. Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Dr. Anja Hilbert von der Universität Leipzig in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry berichten, nahmen sieben deutsche Zentren mit insgesamt rund 180 Patientinnen und Patienten erfolgreich an ihrer Studie teil.

Die Behandlung umfasste 20 wöchentliche Kontakte zu Therapeuten über vier Monate. Die Hälfte der Teilnehmenden hatte verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen mit Therapeuten, die andere Hälfte im Selbsthilfeprogramm Kontakt per E-Mail. Das Ergebnis: Bei allen Teilnehmern verringerten sich die Essanfälle deutlich. Auch weitere Schwierigkeiten wie beispielsweise depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit und die Sorge um das Gewicht nahmen ab.

Schwere psychische Leiden persönlich behandeln

Im Ergebnis wirkte die persönliche Therapie schneller: Direkt nach der Behandlung und sechs Monate später hatten diese Patienten deutlich weniger Essanfälle. Nach 18 Monaten hatten sich die Effekte allerdings bei beiden Gruppen angeglichen. Insgesamt hatten sich bei allen Studienteilnehmern die Essanfälle verringert. Diese nicht-anonyme Internet-basierte Therapie stelle somit eine gute Alternative dar, so Dr. Martina de Zwaan. Sie könne auch genutzt werden, um die Zeit bis zum Beginn einer persönlichen Therapie zu überbrücken. Deshalb sollte sie ins Gesundheitssystem integriert werden. Sind die Patienten dagegen von schweren psychische Leiden und Selbstmordgedanken betroffen, können sie in persönlichen Gesprächen besser behandelt werden.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

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