Pressekonferenz: Prof. Dr. Peter Stehle (2. v. l.) stellt die aktuellen Referenzwerte für Protein vor. © Barbara Frommann
Pressekonferenz: Prof. Dr. Peter Stehle (2. v. l.) stellt die aktuellen Referenzwerte für Protein vor. © Barbara Frommann

Makronährstoffe: DGE veröffentlicht neue Referenzwerte für Protein

  • 22.09.2017
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Wie viel Protein brauchen wir? Auf Basis neuer wissenschaftlicher Daten hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) die Referenzwerte für Protein überarbeitet und die Ergebnisse im Rahmen ihrer Arbeitstagung Sporternährung am 21. September 2017 vorgestellt. Da für Erwachsene ab 65 Jahre keine ausreichenden Daten aus Stickstoffbilanzstudien vorliegen, gibt die DGE hier erstmals einen Schätzwert an.

Wie die DGE bekannt gegeben hat, beträgt die empfohlene Zufuhr für Protein für Erwachsene ab 19 Jahren bis unter 65 Jahre 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Für Erwachsene ab 65 Jahren gibt die DGE erstmals den Schätzwert 1,0 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag an.

Der Körper besteht abhängig vom Alter durchschnittlich zu sieben bis 13 Kilogramm aus Proteinen. Sie übernehmen vielfältige Funktionen unter anderem als Baustoffe für Zellen und Gewebe. Nahrungsproteine versorgen den Körper vor allem mit unentbehrlichen Aminosäuren und Stickstoff für den körpereigenen Aufbau von Proteinen. „Proteine wirken somit hauptsächlich funktionell und es ist für den Körper nicht sinnvoll, einen großen Anteil an Energie aus Proteinen zu gewinnen. Dafür sind Kohlenhydrate und Fette da", betonte Prof. Dr. Peter Stehle vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn auf der Pressekonferenz.

Warum gibt es für Erwachsene ab 65 Jahre einen Schätzwert?

Für Erwachsene ab 19 bis unter 65 Jahren wird der Proteinbedarf mittels Daten aus Stickstoffbilanzstudien bestimmt. Für ältere Menschen ist die körperliche Funktionalität beziehungsweise der Funktionserhalt von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund werden für Erwachsene ab 65 Jahren zur Ableitung des Referenzwertes für die Proteinzufuhr zusätzlich zu den Ergebnissen von Stickstoffbilanzanalysen Ergebnisse zur Muskelproteinsynthese und zur Funktionalität berücksichtigt. Die bisher vorliegenden Studienergebnisse lassen die Ableitung des Proteinbedarfs für Erwachsene ab 65 Jahren nicht exakt genug zu, sodass sich keine empfohlene Zufuhr ableiten lässt. Daher wird für diese Altersgruppe in den überarbeiteten Referenzwerten ein Schätzwert für eine angemessene Zufuhr angegeben.

Deutsche sind gut versorgt

Die empfohlene Proteinzufuhr von 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag für Erwachsene entspricht, bezogen auf das Referenzgewicht, einer Zufuhr von 57 bis 67 Gramm Protein pro Tag. Diese Menge kann über den Verzehr proteinreicher Lebensmittel erreicht werden. Dazu zählen bei den pflanzlichen Lebensmitteln vor allem Hülsenfrüchte wie Soja, Linsen und Erbsen. Auch Getreideprodukte wie Brot tragen zur Versorgung mit Protein bei. Proteinreiche tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier ergänzen die Zufuhr.

„Der tatsächliche Bedarf für Protein liegt wahrscheinlich noch tiefer bei etwa 0,6 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wir haben diesen Wert bereits aufgerundet, um sicher zu gehen, dass auch Personen mit einer hohen Lean Body Mass ausreichend versorgt sind", erläuterte Prof. Dr. Helmut Heseker von der Universität Paderborn. Dieser Referenzwert werde tatsächlich von den meisten Deutschen überschritten, was bedeute, dass auch ein etwas höherer Proteinbedarf wie er möglicherweise bei Sportlern gegeben ist, durch die Normalkost abgedeckt wird.

Quelle: DGE

Video: Der Live-Mitschnitt der Pressekonferenz wurde via Periscope von der ERNÄHRUNGS UMSCHAU übertragen und ist weiterhin einsehbar.



Info: Weitere „Praxisbezogene Fragen und Antworten zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren“ sowie „Ausgewählte Fragen und Antworten zu den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr allgemein“ hat die DGE jeweils in einem FAQ-Papier zusammengefasst. Sie sind kostenfrei im Internet zugänglich und erklären unter anderem, was sich geändert hat, wie die Werte abgeleitet wurden, wie die Bevölkerung mit Protein versorgt ist sowie welche Folgen zu wenig und zu viel Protein haben.

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