In vielen europäischen Ländern sind bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen von einem leichten Jodmangel betroffen. © NataliaDeriabina / iStock / Thinkstock
In vielen europäischen Ländern sind bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen von einem leichten Jodmangel betroffen. © NataliaDeriabina / iStock / Thinkstock

Schwangerschaft: Jodmangel wirkt sich negativ auf Gehirnentwicklung des Kindes aus

  • 23.04.2018
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  • Redaktion

Wissenschaftler des EU-geförderten Projektes EUthyroid und mehrere Interessengruppen fordern, dass sich die Entscheidungsträger der Europäischen Union aktiver gegen Jodmangel in Europa engagieren. Zu viele werdende Mütter wüssten nichts von den negativen Folgen des Mangels für ihre Kinder. Hierzu zählt auch eine verminderte Intelligenz.

Jod ist essenziell für diverse Stoffwechselfunktionen im Körper – ohne Jod können lebenswichtige Schilddrüsenhormone nicht produziert werden. Sind bereits Kleinst- und Kleinkinder nicht ausreichend mit Jod versorgt, kann sich dies negativ auf ihre Gehirnentwicklung und ihre kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. 

Vor allem während der Schwangerschaft haben Frauen einen erhöhten Jodbedarf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt ihnen, 230 Mikrogramm pro Tag aufzunehmen. Zum Vergleich: Die Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene von 15 bis 51 Jahren liegt bei 200 Mikrogramm pro Tag. Bereits ein leichter Jodmangel der Mutter kann zu einer Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ) beim Kind führen, warnen die beteiligten Wissenschaftler des Forschungsprojektes EUthyroid, das zum Ziel hat, existierende, nationale Bemühungen bei der Prävention jodmangelbedingter Erkrankungen zu bewerten.

Jodierte Lebensmittel und regelmäßige Kontrollen

Die Experten warnen, dass trotz der existierenden freiwilligen Programme zur Jodanreicherung in vielen europäischen Ländern bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen einem leichten Jodmangel ausgesetzt sind. Demnach bestehe das Risiko, dass diese Kinder ihr kognitives Entwicklungspotenzial nicht voll ausschöpfen können und beispielsweise Lernprobleme in der Schule durchmachen. Trotz dieser Folgen würden politische Entscheidungsträger, Meinungsführer und die Bevölkerung Präventionsprogramme für Jodmangelerkrankungen in Europa weitgehend ignorieren, heißt es in einer Medieninformation von EUthyroid.

Die Wissenschaftler sehen jodierte Lebensmittel und regelmäßige Kontrollen zur Jodversorgung in der Bevölkerung als effiziente Maßnahmen an, um dem Jodmangel in Europa zu begegnen. Dazu fordern sie in der kürzlich veröffentlichten Krakauer Erklärung zu Jod (Kraków Declaration on Iodine) einheitliche Präventionsmaßnahmen wie etwa einen freien Handel mit Jod-angereicherten Lebensmitteln, die Kontrolle der Präventionsmaßnahmen durch nationale Regierungen und Gesundheitsbehörden und die Unterstützung der Präventionsmaßnahmen durch die Wissenschaft.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Nach dem 13. Ernährungsbericht der DGE zeigen die Ergebnisse der KiGGS-Studie, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland zwar in den Jahren 2003 bis 2006 ausreichend mit Jod versorgt waren, die Werte jedoch im unteren Bereich des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgegeben Referenzbereichs liegen. Die DONALD-Studie verzeichnete für den gleichen Zeitraum sogar einen Rückgang der Versorgung. Und auch bei Erwachsenen zeigte sich im Rahmen der DEGS-Studie (Jod-Monitoring) eine unzureichende Jodzufuhr bei 30 Prozent der Erwachsenen. 

Um eine ausreichende Jodversorgung sicherzustellen, sollte im Haushalt jodiertes Speisesalz verwendet und zu Lebensmitteln gegriffen werden, die mit jodiertem Speisesalz hergestellt wurden.



Quelle: Universitätsmedizin Greifswald

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