Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Unausgewogene Ernährung und Lärm entscheidende Faktoren
- 23.06.2017
- News
- Redaktion
Das internationale Forscherteam unter Beteiligung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat das weltweite Ausmaß von kardiovaskulären Erkrankungen in 195 Ländern in den Jahren 1990 bis 2015 untersucht. Demnach litten 2015 mehr als 400 Millionen Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, etwa 18 Millionen von ihnen starben an den Folgen von Herzinfarkt, Schlaganfall und Co.
Obwohl die Sterberate von 1990 bis 2010 in Deutschland, anderen EU-Ländern, Nordamerika, Südkorea und Japan deutlich zurückging (von 345 auf 219 Todesfälle pro 100 000 Menschen), stagniert die Entwicklung seit 2010. Den zunächst kontinuierlichen Rückgang führen die Forscher auf Methoden der Früherkennung, der Prävention und die Behandlungsmöglichkeiten zurück.
Stärkere Ausprägung von Risikofaktoren
In absoluten Zahlen wurde ein Anstieg der Mortalität durch kardiovaskuläre Erkrankungen beobachtet: Die berichteten 18 Millionen Menschen in 2015 stehen 12,6 Millionen Menschen in 1990 gegenüber - eine Differenz von 5,4 Millionen Toten. Diese Zunahme sei durch die drei wesentlichen Faktoren zunehmende Alterung der Bevölkerung, Bevölkerungsanstieg und einer stärkeren Ausprägung von Risikofaktoren zu erklären, so Dr. Toni Meier vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU und Leiter des Innovationsbüros des Kompetenzclusters nutriCARD.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind durch suboptimale Verhaltensweisen beeinflussbar, wie etwa durch ungesunde Ernährung, körperliche Inaktivität, Rauchen, Bluthochdruck und starkes Übergewicht. Diese Risikofaktoren können, so Meier, durch eine gesundheitsfördernde Ernährung, ein gesundheitsbewusstes Verhalten und medikamentöse Therapien verbessert werden.
Verkehrslärm begünstigt Diabetesrisiko
Nicht nur eine ungesunde Ernährung, sondern auch Verkehrslärm erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus. Dies zeigen erste Resultate der "SiRENE"-Studie unter der Leitung des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH). Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen insbesondere mit Straßenlärm in Zusammenhang gebracht werden können. Konkret steigt das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, um vier Prozent pro zehn Dezibel Zunahme der Straßenlärmbelastung am Wohnort. Aber auch das Risiko für Bluthochdruck und Herzinsuffizienz steigt durch den Lärm.
Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht der Verkehrslärm auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Dies zeigen Ergebnisse der "Swiss Cohort Study on Air Pollution and Lung and Heart Diseases in Adults" (SAPALDIA) mit 2631 Personen, die unterschiedlich stark lärmbelastet sind. Dabei würden zwei Mechanismen eine Rolle spielen, so Nicole Probst-Hensch, Leiterin des Departement Epidemiologie und Public Health am Swiss TPH. Einerseits beeinflusse die chronische Ausschüttung von Stresshormonen den Insulinstoffwechsel. Andererseits sei bekannt, dass Schlafprobleme langfristig den Metabolismus negativ beeinflussen.