Rohmilch schützt vor Asthma: Wissenschaftler plädieren für schonendere Milchverarbeitung
- 25.01.2016
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- Redaktion
Kinder, die Rohmilch trinken, entwickeln seltener Asthma als Kinder, die industriell verarbeitete Milch trinken. Dieser Effekt wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen. Im Rahmen der Langzeitstudie PASTURE hielten rund 1000 Mütter Ernährung und Gesundheit ihres Kindes bis zum sechsten Lebensjahr regelmäßig fest.
Das Risiko, mit sechs Jahren an Asthma zu erkranken, war bei jenen Kindern geringer, die ab der frühen Kindheit regelmäßig unverarbeitete Milch vom Bauernhof tranken. Dieser Effekt lasse sich teilweise mit dem höheren Fettanteil und einem höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren der Bauernhof-Milch erklären, so Tabea Brick aus der Arbeitsgruppe von Erika von Mutius, Professorin für Pädiatrische Allergologie an der LMU und Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU. Die Ergebnisse sind der Studie zufolge unabhängig von anderen möglichen Einflussfaktoren.
Bereits 2014 berichtete die LMU über Ergebnisse der Studie: Im Alter von zwölf Monaten wurde den Kindern Blut abgenommen, das immunologisch untersucht wurde. Säuglinge, die Rohmilch tranken, hatten demnach niedrigere Normalwerte des Entzündungsparameters CRP (C-reaktives Protein), was den Ärzten Auskunft über Entzündungen im Körper gibt. Höhere Entzündungswerte würden mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Asthma und Übergewicht zusammenhängen, der Konsum von Rohmilch könne also das Risiko senken, später an Asthma zu erkranken, äußerte sich damals Dr. Georg Loss vom Dr. von Haunerschen Kinderspital.
Schützende Inhaltsstoffe erhalten
Die LMU-Allergologen untersuchten in Zusammenarbeit mit Forschern an der Universität Marburg verschiedene Arten von Milch: unverarbeitete und erhitzte Rohmilch sowie industriell verarbeitete Vollmilch beziehungsweise fettreduzierte Milch. Je stärker die Milch verarbeitet war, desto geringer war der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Der Gehalt an Omega-6-Fettsäuren, bei deren Abbau im Körper überwiegend entzündungsfördernde Derivate entstehen, veränderte sich jedoch kaum.
Bei der industriellen Verarbeitung von Milch wird diese erhitzt, beim Pasteurisieren auf Temperaturen zwischen 72 und 75 Grad Celsius. Zudem wird die Milch homogenisiert, damit sie nicht aufrahmt.
Da Rohmilch jedoch auch krankmachende Mikroorganismen enthalten kann und ihr Verzehr daher ein hohes gesundheitliches Risiko birgt, plädieren die Forscher für neue schonende industrielle Verfahren, bei denen die schützenden Inhaltsstoffe der unbehandelten Milch erhalten bleiben.
Quelle: PM der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Schutz vor Infektionen - Rohmilch macht den Unterschied
Originalstudie im Journal of Allergy and Clinical Immunology 2016 / DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.jaci.2015.10.042