Downgrading und Downsizing: Die Lebensmittelindustrie spart an wertvollen Zutaten
- 26.02.2018
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Die Diskussion um die neue Rezeptur von Ferreros Nuss-Nougat-Creme "Nutella" nahmen die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg als Anlass, auch andere Produkte auf eine geänderte Zutatenliste zu prüfen. Denn nicht immer ist wie im Fall Nutella optisch erkennbar (die Creme ist jetzt heller), ob sich zum Beispiel der morgendliche Pulvercappucino oder das Knuspermüsli in den letzten Jahren klammheimlich verändert haben.
Das Produktarchiv der VZ Hamburg reicht bis ins Jahr 2009 zurück, was den Check überhaupt erst möglich machte. Verglichen werden konnten so 17 aktuell erhältliche Lebensmittel und ihre Vorgängerversionen, darunter Produkte von großen Konzernen wie Kellogg oder Mondelēz. Die Ergebnisse wurden in einer "Downgrading-Liste" zusammengefasst.
Wasser zum Strecken der Produkte
Das Ergenbis: Die Lebensmittelindustrie spart an Zutaten wie Kakao, Haselnüssen, Kaffee, Rapsöl oder Schokolade, die die Produkte wertiger machen. Stattdessen werden sie reduziert oder durch kostengünstigere Füllstoffe oder Aroma ersetzt. Hier drei Beispiele:
- "Homann Milder Eiersalat" (Unternehmensgruppe Theo Müller): Statt 58 Prozent enthält das Produkt nun nur noch 50 Prozent Eier, dafür aber zusätzlich die Konservierungsstoffe Natriumbenzoat (E 211) und Kaliumsorbat (E 202). Positiv: Der Anteil an Salz wurde von 1,8 Prozent auf 0,61 Prozent reduziert.
- "Milka Nussini Waffelschnitte" (Mondelēz): Die Süßigkeit enthält heute weniger Haselnüsse, statt 14 Prozent nur noch 9,5 Prozent. Enthalten ist auch keine Haselnusscreme mehr, sondern nur noch Creme mit Haselnussgeschmack.
- "Rama Dreiviertelfettmargarine 60%" (Unilever): Die Margarine enthält weniger Rapsöl, statt 46 Prozent nur noch 36 Prozent, dafür mehr Trinkwasser. Angeblich bevorzugen die Konsumenten die "leichte und cremige Rezeptur".
Auch bei weiteren Beispielen wird mehr Wasser zum Strecken der Produkte eingesetzt oder günstiger Milchzucker durch noch günstigeren Glukosesirup ersetzt. Die von den Herstellern eingeforderten Stellungnahmen zeigen, dass vorrangig die Verbraucher selbst als Grund für die Zutatenänderungen genannt werden. Angeblich wünschen sich die Konsumenten weniger Kaffee im Fertig-Cappuccino oder einen weniger intensiven Schokoladengeschmack im Müsli. Zudem tritt bei fünf untersuchten Produkten neben "Downgrading" auch ein "Downsizing" auf: Hier haben die Hersteller ein Produkt nicht nur hinsichtlich seiner Qualität verschlechtert, sondern auch noch die Füllmenge reduziert.
Quelle: VZ Hamburg