„Regionale Ernährung“: Frühe Urmenschen ernährten sich äußerst flexibel
- 26.02.2019
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Die WissenschaftlerInnen untersuchten den Zahnschmelz von drei Homo rudolfensis- und Paranthropus boisei-Individuen, die vor ca. 2,4 Mio. Jahren im südlichen Teil des ostafrikanischen Grabensystems an den Ufern des Malawisees lebten. Zahnschmelz ist die beständigste Substanz von Wirbeltieren. Selbst nach Jahrmillionen lässt sich aus dessen Kohlenstoff- und Sauerstoff-Isotopenzusammensetzung rekonstruieren, wie hoch die aufgenommenen Anteile von Pflanzen mit verschiedenen Photosynthesewegen waren.
Die untersuchten Individuen ernährten sich den Analysen zufolge zu 60–70 % von sog. C3-Photosynthese-Pflanzen. Das waren vermutlich vornehmlich Teile von Bäumen, bspw. deren Früchte, Blätter und Knollen. Es wurden beträchtlich weniger Bestandteile von Pflanzen verzehrt, die C4-Photosysnthese betreiben und heute in offenen afrikanischen Savannen dominieren. Etwa zeitgleich zu den untersuchten Homo rudolfensis und Paranthropus boisei lebte weiter nördlich im ostafrikanischen Graben Paranthropus aethiopicus. Im Gegensatz zu den Malawisee-Anwohnern nahm er deutlich mehr C4-Pflanzen zu sich. Solche C4-Pflanzen waren in der trockenen Graslandschaft des ostafrikanischen Grabens, in der Paranthropus aethiopicus lebte, eher zur Hand. „Das zeigt uns, dass einige der frühen Urmenschen überraschenderweise schon vor 2,4 Millionen Jahren in der Lage waren, ihre Ernährung auf ihre Umgebung auszurichten“, kommentiert Dr. Tina Lüdecke von der Senckenberg Gesellschaft.
Zu diesem Befund passen auch bisherige Auswertungen von Paranthropus- und Homo-Vertretern, die vor 2 Mio. Jahren lebten und die dieses Verhalten fortführten. Wer in den südafrikanischen Wäldern lebte, ernährte sich weiter maßgeblich von C3-Pflanzen. Ihre Verwandten im trockeneren Norden hingegen aßen zunehmend die dort wachsenden C4-Pflanzen, die auch heute noch für viele Bewohner der Erde Hauptnahrungsmittel sind. „Soweit wir bisher wissen, gab es keine anderen Primaten, die ihre Ernährung so flexibel handhabten. Dass die frühen Urmenschen ihren Speiseplan differenziert an verschiedene Umweltbedingungen anpassen konnten, war daher sicher einer der Schlüssel zum Erfolg auf dem Weg zu Homo sapiens“, bilanziert PD Dr. Ottmar Kullmer, einer der Co-Autoren der Studie.
Literatur: 1. Lüdecke T et al. (2018) Dietary versatility of Early Pleistocene hominins. PNAS [doi: 10.1073/pnas.1809439115]
Quelle: Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Pressemeldung vom 13.12.2018