Bei der wöchentlichen Marktschwärmerei können Teilnehmer ihre Bestellung abholen und andere Produkte kennenlernen. © julief514 / iStock / Thinkstock
Bei der wöchentlichen Marktschwärmerei können Teilnehmer ihre Bestellung abholen und andere Produkte kennenlernen. © julief514 / iStock / Thinkstock

Drei Interviews: Einblicke in die Konzepte Solidarische Landwirtschaft, Food-Coop und Marktschwärmer

  • 30.04.2018
  • News
  • Redaktion

Viele Verbraucher suchen nach alternativen, transparenten und direkteren Einkaufsformen, um Umweltbewusstsein, gesunde Ernährung und nachhaltige Produktion in ihre Einkaufsgewohnheiten zu integrieren. In der aktuellen Ausgabe hat die Redaktion mit drei Vertretern der Konzepte Solidarische Landwirtschaft, Food-Coop und Marktschwärmer gesprochen.

Marktschwärmer
Online einkaufen, abholen auf dem lokalen Pop-up-„Wochenmarkt“


Interview mit Zoe Heuschkel, Marktschwärmer Bonn

Liebe Frau Heuschkel, Sie haben für die Stadtteile Altstadt und Nordstadt in Bonn eine Marktschwärmerei organisiert. Was hat Sie dazu bewogen?

Heuschkel: Das ist eine etwas längere Geschichte: Seit mehr als 10 Jahren engagiere ich mich in der Urban-Agriculture-Szene. Früher oder später ploppte im Gespräch immer die Debatte zu Selbstversorgung und kompletter Autarkie in der Stadt auf. Mir war relativ schnell klar, dass eigene Tomaten und Salate aus dem Garten und vom Balkon eine tolle Sache sind, dass wir StädterInnen aber in Ernährungsdingen vollkommen von funktionierenden Versorgungsstrukturen abhängen. Das hat mich neugierig auf die ErzeugerInnen und die Landwirtschaft in der direkten Umgebung von Bonn gemacht. Bonn liegt in einem Paradies aus Obst- und Gemüseanbau auf Böden, die zu den besten der Welt gehören. Ich glaube, was wir für ein Geschenk vor unserer Tür haben, ist vielen nicht klar… Ohne Not wird dieser Schatz zerstört, verschwinden kleine landwirtschaftliche Betriebe und werden wertvolle Ackerböden zugunsten von Gewerbebetrieben und Straßen unwiederbringlich zerstört. Mich hat das wirklich ärgerlich gemacht. Also habe ich mir vorgenommen, die kleinbäuerliche Landwirtschaft in der Region zu unterstützen. Das Konzept Marktschwärmerei erschien mir dazu ganz geeignet, also habe ich es einfach mal ausprobiert.

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Solidarische Landwirtschaft (SoLawi)
Lokale Hofgemeinschaft verbindet Landwirte und Verbraucher

Interview mit Doris Spohr, SoLawi Frankfurt

Liebe Frau Spohr, was hat Sie dazu bewegt, bei der Solidarischen Landwirtschaft in Frankfurt mitzumachen?

Spohr: Ich mache mit, weil ich mit SoLawi meine Vorstellung von einer zukunftsfähigen und fairen Lebensmittelversorgung zu einem guten Teil in die Tat umsetzen kann. Der Einkauf in der Bio-Ecke des Supermarkts oder die Biokiste reichen mir nicht mehr aus. Ich möchte mit SoLawi einen Weg gehen, der kleinen Höfen und Gärtnereien eine sichere Existenz durch eine Hofgemeinschaft ermöglicht. Ich erhalte dabei regionale und saisonale Bio-Produkte mit kurzen Wegen und kaum Verpackung. Und ich treffe auf diesem Weg viele nette Menschen, die sehr ähnliche Vorstellungen haben! Außerdem erfahre ich über die SoLawi viel über Gemüsesorten und deren Verarbeitung, über die Wertschätzung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und die Zusammenarbeit in einer größeren Gruppe von Menschen.

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Food-Coop „Futterkreis”
Lebensmittelkooperativen: Verbraucher bestellen direkt bei Erzeugern

Interview mit Claudie Mahn, Sophie Elliesen, Sebastian Klein, Vorstand Food-Coop Frankfurt

Sehr geehrte Frau Mahn und Frau Elliesen, sehr geehrter Herr Klein, wie ist Ihr Engagement als Gründer der Frankfurter Food- Coop „Futterkreis“ zustande gekommen?

Mahn / Elliesen / Klein: Wir haben Leute gesucht, die bereit waren, den Verein „Futterkreis” mit uns zu gründen. Gemeinsam haben wir dann die FrankfurterInnen über verschiedene Veranstaltungen eingeladen, Teil unseres Projektes zu werden und konnten sehr schnell feststellen, dass wir damit einen Nerv getroffen haben. Dadurch sind immer mehr Leute dazu gestoßen, sodass wir jetzt eine Warteliste für Mitgliedschaften einführen mussten.

Welches waren Problemfelder und was hat Ihnen geholfen?

Mahn / Elliesen / Klein: Schwierig war es, einen geeigneten, bezahlbaren Lagerraum zu finden. Das hat wirklich sehr lange gedauert, aber wir sind letztendlich doch fündig geworden. Damit unsere Gründungsintention nicht verloren geht, war es uns außerdem wichtig, gewisse Grundsätze festzulegen, wie z. B. den Bezug verpackungsfreier Produkte von regionalen, ökologischen, kleinen ErzeugerInnen. Zu sehen, wie unsere ErzeugerInnen arbeiten und mit unseren Ressourcen umgehen, gibt uns viel Energie für das Projekt und es freut und motiviert uns, dass sich Leute für einen Wandel einbringen möchten, dass nun eine Veränderung im Gange ist. Es ist schön, dass wir als Gruppe etwas erreichen können. Der gemeinschaftliche Aspekt ist uns sehr wichtig. Viele wollen mehr machen als „nur einkaufen“ und bringen sich mit ihren verschiedenen Fähigkeiten ein, bspw. als Mediengestalter, Sozialarbeiter, Jurist, BWLer oder Umweltwissenschaftler.

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Alle Interviews sind zuerst erschienen in ERNÄHRUNGS UMSCHAU Ausgabe 4/2018.

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