Das Mehl aus grünen Bananen soll 2018 ein Trend werden. / Photo by Henry Doe on Unsplash
Das Mehl aus grünen Bananen soll 2018 ein Trend werden. / Photo by Henry Doe on Unsplash

Foodtrends 2017/2018: Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung und blaue Algen

Gegen Ende eines Jahres sind sie vor allem bei "Foodies" beliebt: Vorhersagen über Foodtrends des kommenden Jahres. Wir blicken zurück auf Ideen, die 2017 Einfluss auf unsere Ernährung hatten und schauen voraus auf das, was uns 2018 begeistern soll.

Viele noch essbare Lebensmittel werden zu früh weggeworfen. © amanaimagesRF / Thinkstock
Viele noch essbare Lebensmittel werden zu früh weggeworfen. © amanaimagesRF / Thinkstock

Die Themen Abfallvermeidung, Lebensmittelverschwendung und wie wir in Zukunft sinnvoll mit Resten umgehen können, bewegen schon seit einigen Jahren die Medien. Die Massen an entsorgten und dennoch genießbaren Produkten – jeder Deutsche wirft im Schnitt 82 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg – regt immer mehr kluge "Foodsaver" zum Nachdenken an und war zum Beispiel die Grundlage für das Startup „Too Good To Go", das 2017 einem breiteren Publikum bekannt wurde. Das Konzept: Per App in der Nähe ein teilnehmendes Restaurant finden und übrig gebliebene Mahlzeiten einfach abholen.

Plattformen wie Foodsharing oder der Einkauf in Resteläden wie zum Beispiel im "The Good Food" in Köln liefern weitere Anreize, aussortierte aber noch genießbare Lebensmittel zu retten. 

Lieferdienste-Apps oder Onlinevideos mit Tipps für die schnelle Lebensmittelzubereitung bedienen außerdem den Faktor Zeit, der laut „Ernährungsreport 2017” vor allem den Lebensstil der 19- bis 29-Jährigen beeinflusst und ebenso wichtig ist wie Frische und Gesundheit beim Essen. Selbst der Online-Händler Amazon testet ein eigenes Convenience-Shopkonzept mit dem Namen "Amazon Go", das sich auf ready-to-eat Produkte, normale Supermarkt-Artikel und so genannte „Meal Kits” für die schnelle Zubereitung zuhause konzentriert. Das Prinzip: Jeder Kunde im Supermarkt wird über sein Smartphone per Amazon-Kundenkonto identifiziert. Eigentlich sollte der erste Markt ohne Kassen und Schlangen Ende 2017 eröffnen, doch offenbar funktioniert das Konzept noch nicht reibungslos.  

Pflanzenpower

Daneben gab es 2017 eine Reihe von Foodtrends aus der Kategorie "Hauptsache pflanzlich" – vor allem Hauptspeisen aus vegetarischen Zutaten. Eine Trend-Frucht, die es in den USA und Europa auf die Speisekarten geschafft hat, ist die Jackfrucht. Sie lässt sich zu veganen "Steaks" oder "Pulled Pork" verarbeiten und ist reich an Kohlenhydraten, Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen sowie an B-Vitaminen. Außerdem waren das Räuchern von Lebensmitteln und bunte Buddha Bowls "in". Für Letztere werden warme und kalte Komponenten kombiniert, wobei alles erlaubt ist, solange die Komponenten gesund sind. Klassischerweise enthalten die Bowls mehrere Obst- und Gemüsesorten, Vollkorn(pseudo)getreide wie Quinoa, Hülsenfrüchte, Kräuter, Saaten und selbstgemachte Soßen.

Zum Schmunzeln regten 2017 dagegen eher kurzlebige Trends an, die vor allem über Pinterest und Instagram verbreitet wurden. Einer davon war der "Raindrop Cake", ein Wasserkuchen, der mit Agar-Agar eingedickt und anschließend mit geröstetem Sojamehl und Kokosblütensirup gegessen wird.

Groß raus gekommen sind dagegen Algen und Algenprodukte, wie auch die Autorin und Food-Zukunftsforscherin Hanni Rützler in ihrem Food Report 2017 bestätigte. Für die Expertin ist die vegetarische Variante aus dem Meer aufgrund der enthaltenen Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe ein richtiges "Powerfood". Algen sorgen in jedem Fall für kulinarische Abwechslung, innovative Produkte sind etwa „Tagliatelle“ aus relativ unverarbeiteten Algen, Algenöle oder -tees. Je nach Algenart sind sie reich an pflanzlichem Eiweiß und gelten als die einzige pflanzliche Nahrungsquelle, die Vitamin B12 in nennenswerten Mengen enthält. 

Bilder von Jackfrucht-Burgern häufen sich in den Social Media, hier ein Beispiel von @whosjack.jackfrucht.
Bilder von Jackfrucht-Burgern häufen sich in den Social Media, hier ein Beispiel von @whosjack.jackfrucht.
Stärkerer Wunsch nach "Produktbeziehung"

Was wird wohl 2018 Trend auf unseren Tellern? Jedes Jahr im Dezember erscheinen diverse kulinarische Prognosen von PR-Unternehmen, die sich so womöglich mehr Aufmerksamkeit verschaffen wollen, wie von Lebensmittelunternehmen, die über "Trendsetting" hoffen, mehr Lebensmittel verkaufen zu können. Aber auch Köche, Youtuber und andere Influencer präsentieren ihre Top-Foodtrends. Auf echten wissenschaftlichen Daten basieren diese Vorhersagen meistens jedoch nicht. 

Hier lohnt sich zum einen ein Blick in Hanni Rützlers Food Report 2018, der Gemüse im Mittelpunkt des Genusses sieht. Aus dem Bericht geht klar hervor, dass Fleisch künftig nicht mehr das Maß aller kulinarischen Dinge sein wird – und darauf bauen auch neue Trends auf. So liegt der Fokus auf raffinierten Zubereitungsarten für Gemüse und Hülsenfrüchte und für bisher nicht verwendete Pflanzenteile wie Karottengrün („From Leaf to Root“). Außerdem wird der Wunsch nach einer Bindung zum Produkt stärker: "Der Trend Meet Food beschreibt die neue Nähe zum Produkt – der Wunsch der Konsumenten, nicht nur zu wissen, was drinsteckt, sondern auch bei der Herstellung live mit dabei zu sein, indem sie den Produzenten über die Schulter blicken oder sogar selbst Hand anlegen" (S. 7). Gläserne Produktion ist hier das Zauberwort.

Außerdem liefern Verbraucherbefragungen von Marktforschungsinstituten, die auf Daten mehrerer Tausend Haushalte zurückgreifen können, Einschätzungen darüber, welche Trends sich wirklich in den nächsten Jahren durchsetzen, bestehen bleiben oder schnell wieder verschwinden. Ein Beispiel ist die Untersuchung „Consumers’ Choice ’17“ für die die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Ess- und Verzehrgewohnheiten der Deutschen untersucht haben. Ausgabe 2017 zeigte unter anderem, dass die Produkttrends Protein, Soja und Veggie die höchsten Wachstumsraten aufweisen. Außerdem ist Bio nach wie vor ein wichtiger Trend, der sich fest etabliert hat.

2018 wird blau und grün

Das Marktforschungsinstitut Mintel verkündet jährlich die "Trendzutaten" für das kommende Jahr. Demnach werden unter anderem grünem Bananenmehl gute Chancen zugeschrieben. Das Mehl der unreifen Banane ist glutenfrei und stärkereich, es eignet sich somit unter anderem als Weizenersatz. Auch Algen und Algenprodukte sollen sich als Trend fortsetzen: Die Mikroblaualge Spirulina, die biologisch gesehen eigentlich ein Cyanobakterium ist, gilt aufgrund ihres hohen Protein- und Vitamin B12-Gehalts schon länger als "Superfood". Sie ist vor allem als Pulver oder in gepresster Form als Tabletten erhältlich. Was viele nicht wissen und insbesondere Veganer interessieren könnte: Das in Nahrungsergänzungsmitteln aus Spirulina enthaltene B12 liegt lediglich in seiner inaktiven Form als Pseudovitamin vor und eignet sich nicht als B12-Quelle.

2018, so Mintel, werden Blaualgen als färbender Zusatzstoff erhöhte Aufmerksamkeit erlangen. Das bedient optimal den gerade aufkommenden Trend blau gefärbter Getränke wie blauer Cappuccino, blau-grüner "Mermaid-Latte-Macchiato" oder die beliebten "Einhorn-Smoothies" und -Milchshakes, die im ungünstigen Fall auch noch mit ungesunden bunten Marshmallows und essbarem Glitzer überladen werden. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich 2018 auch wieder viele Foodsaver-Ideen durchsetzen und mehr Lebensmittel gerettet als gefärbt werden.

(mya)

@kamishiro1 zeigt auf Instagram, wie es geht: "Blue-green latte" mit Algenpulver gefärbt.
@kamishiro1 zeigt auf Instagram, wie es geht: "Blue-green latte" mit Algenpulver gefärbt.
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