Ernährung im Medizinstudium: Iss Das! ein digitales Lehrkonzept als Wahlfach für deutsche Curricula

  • 12.01.2022
  • Print-Artikel
  • Moritz Dumm
  • Anna Helbach
  • Emanuel Schad
  • M. Cristina Polidori
  • Jan Matthes

Peer-Review-Verfahren / Manuskript eingereicht (Original): 29. September 2021 / Überarbeitung angenommen: 19. November 2021

Pilotierung einer Veranstaltungsreihe in Köln

Einleitung

Ernährung ist wesentlich für Prävention und Therapie chronischer Erkrankungen. In Deutschland stiegen die Fälle von vorzeitigem Tod und Behinderung durch Fehlernährung in den 10 Jahren bis 2019 um 3,4 %. Weltweit verursacht Fehlernährung derzeit 8 Mio. Todesfälle, einhergehend mit enormen Kosten für das Gesundheitssystem [1]. Trotz ihrer Bedeutung, evidenzbasierter Empfehlungen von Fachgesellschaften [2] sowie Möglichkeiten, Verhaltensänderungen mit gesundheitlichem Vorteil hervorzurufen [3, 4], sprechen ÄrztInnen in der täglichen Routine zu selten über Ernährung [3–6]. Gründe können neben einem Mangel an Zeit, Anreizen und Zusammenarbeit mit Ernährungsfachkräften auch fachliche Defizite und ungenügende Fort- und Weiterbildung sein [5–8]. Wesentlich ist, dass Ernährung im Medizinstudium derzeit nicht ausreichend adressiert wird [9]. Dabei wünschen sich Medizinstudierende eine stärkere Integration von Ernährungsmedizin (EM) im Curriculum und sehen sich in einer Schlüsselrolle, (später) gesundes Ernährungsbewusstsein bei PatientInnen zu schaffen [10, 11].

Angloamerikanische Untersuchungen zeigen den (Nachhol-)Bedarf bei Ernährungsthemen im Medizinstudium [9, 12] und an Lehrinitiativen, die Kompetenzen in Ernährungsberatung und EM verbessern [13, 14]. In Europa gibt es v. a. aus Großbritannien Arbeiten mit ähnlichen Ergebnissen [6, 15–17]. Publikationen zur EM im Medizinstudium an deutschen Universitäten sind rar. An der Uniklinik Düsseldorf gab es eine Lehrinitiative zum Ernährungsmanagement als Wahlfach [18]. In zwei Studien wurden Fragen rund um die EM von (angehenden) ÄrztInnen oft falsch beantwortet [19, 20]. Die AutorInnen plädierten für mehr Lehre zu EM im Studium.

Abstract

Einleitung: In Deutschland ist Ernährungsmedizin (EM) im Medizinstudium unterrepräsentiert. Die in Köln studentisch initiierte Vortragsreihe Iss Das! ist ein Beispiel, wie diese Lücke geschlossen werden kann.
Methodik: Iss Das! umfasst sieben Online-Vorträge (10,5 h) zu EM im klinischen Studienabschnitt. Einschätzungen von Lehrangebot, -qualität, Vorbereitungs- und Kompetenzgefühl sowie von Wichtigkeit zu EM durch Kölner Medizinstudierende wurden vorher und nachher erhoben und der Lernerfolg evaluiert (n = 113). Der Pretest (n = 208) wurde mit n = 57 Gasthörenden anderer medizinischer Fakultäten verglichen.
Ergebnisse: Die Veranstaltungen fanden große Resonanz mit bis zu > 300 Teilnehmenden. Die Bewertung der Bedeutung von Ernährung und EM sowie der eigenen Kompetenz und Vorbereitung darauf nahm signifikant zu. Iss Das! wurde als gut evaluiert, erhielt einen Lehrpreis in Köln und wurde hier als Wahlfach verstetigt.
Schlussfolgerungen: Studentische Initiativen können eine sinnvolle Strategie zur Förderung von EM im Medizinstudium sein.

Schlüsselwörter: Ernährung, Medizinstudium, Ernährungsmedizin, digitale Lehre, interdisziplinär



Peer reviewed / Manuscript submitted (original): 29 September 2021 / Revision accepted: 19 November 2021

Nutrition in Medical Studies: “Eat This!” - a Digital Teaching Concept as an Elective Subject for German Curricula

Piloting a Course in Cologne

Abstract

Introduction: In Germany, nutritional medicine (NM) is underrepresented in medical studies. The lecture series Eat This! (German: Iss Das!) initiated by students in Cologne is an example of how this gap can be closed.
Methods: Eat This! comprises seven online lectures (10.5 h) on NM in the clinical part of medical studies. Before and after the course, Cologne students rated the importance of NM, the range and quality of related teaching, their perceived preparation and competence, and their learning success (n = 113). Pretest data (n = 208) were compared with n = 57 students of other medical faculties.
Results: The lectures were very well attended by up to > 300 participants. The evaluation of the importance of nutrition and NM as well as of the students’ own competence and preparation for the subject increased significantly. Eat This! was evaluated as ”good” and received a teaching award at the Cologne Medical Faculty where it was perpetuated as an elective.
Conclusions: Student initiatives can be a useful strategy to promote NM in medical studies. Eat This!, for example, helps to close the existing gap. It is currently extended to a national level and is undergoing a multicentre evaluation.

Keywords: nutrition, medical studies, nutritional medicine, digital teaching, interdisciplinary

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2022 von Seite M14 bis M21.

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