Lebensmittelkosten bei vegetarischer, veganer und omnivorer Kinderernährung: Ist eine nachhaltige Ernährung mit Hartz IV realisierbar?

  • 14.09.2022
  • Print-Artikel
  • Eva Hohoff
  • Helena Zahn
  • Stine Weder
  • Morwenna Fischer
  • Alfred Längler
  • Andreas Michalsen
  • Markus Keller
  • Ute Alexy

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 05. April 2022 / Überarbeitung angenommen: 13. Juli 2022

Einleitung

Bei Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften im deutschsprachigen Raum gewinnen Aspekte der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung [1]. Eine zentrale Herausforderung dabei ist, eine umweltverträgliche und möglichst pflanzenbasierte Ernährung mit der Finanzierbarkeit auch bei sozial benachteiligen Bevölkerungsschichten zu vereinen [1]. In den vergangenen Jahren sind die Preise für Obst und Gemüse jedoch gestiegen [2]. Gerade bei sozial schwächeren Familien mit Kindern kann dies, neben anderen Faktoren, ein Hindernis für eine Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung sein, denn die Lebensmittelauswahl ist neben Geschmackspräferenzen auch vom Preis abhängig [3].

Für Familien, die auf finanzielle Unterstützung des Staates angewiesen sind, wurden die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II (ALG II) in Deutschland zuletzt zum 1. Januar 2022 angehoben [4]. Damit steht Eltern für die Ernährung ihrer Kinder ein tägliches Budget von 3,25 € für Kinder unter 6 Jahren bzw. 3,55 € für Kinder von 6 bis 13 Jahren und für Jugendliche von 4,29 € zur Verfügung [5]. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch der Anteil der ALG-II-Empfänger bei den Tafeln Deutschland e. V. erhöht [6]. ...

Abstract

Eine pflanzenbasierte Ernährung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Doch ist eine solche Ernährungsweise auch für sozial benachteiligte Familien in Deutschland finanzierbar? In der vorliegenden Arbeit wurden die Kosten für eine vegetarische, vegane und omnivore Ernährung anhand von Daten aus 390 Drei-Tage-Verzehrswiegeprotokollen von 6- bis 18-jährigen Teilnehmenden der VeChi-Youth-Studie analysiert und mit den Arbeitslosengeld-II-Regelsätzen für Lebensmittel verglichen. Die Gesamtkosten für Lebensmittel (€/Tag sowie €/1000 kcal) unterschieden sich signifikant zwischen den Ernährungsformen (alle p < 0,01). Die vegetarische Ernährungsweise war mit den geringsten Lebensmittelkosten verbunden, die vegane und omnivore Ernährung unterschieden sich nicht signifikant. Der ALG-II-Regelsatz für Lebensmittel reicht für Kinder und Jugendliche trotz zusätzlicher Subventionierung der Mittagsverpflegung in Schule und Kindertageseinrichtungen unabhängig von der Ernährungsform nicht aus, insbesondere bei Jungen ab 10 Jahren.

Schlüsselwörter: Kinderernährung, vegetarisch, vegan, nachhaltige Ernährung, Hartz IV, Arbeitslosengeld (ALG II), Gesundheitsökonomie, soziale Ungleichheit, Lebensmittelkosten

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Peer reviewed / Manuscript (original) received: 05 April 2022 / Revision accepted: 13 July 2022

Food costs for vegetarian, vegan and omnivore child nutrition: is a sustainable diet feasible with Hartz IV?

Abstract

A plant-based diet is becoming increasingly important. However, the question arises whether such a diet is affordable for socially disadvantaged families in Germany. Therefore, in the present study, the costs of a vegetarian, vegan and omnivore diet were calculated using data from three-day weighed dietary records of 390 participants (6–18 years) of the VeChi Youth study and compared with the standard rates of Arbeitslosengeld-II (ALG-II) for food. The total cost of food (€/day and €/1000 kcal) differed significantly between the diets (all p < 0.01). The vegetarian diet was associated with the lowest food costs. Costs for vegan and omnivore diets did not differ significantly. The ALG-II standard rate for food is not sufficient for the nutrition of children and adolescents, regardless of the type of diet and also despite additional subsidies for lunch in school and day-care. This is especially relevant for boys from the age of 10 onwards.

Keywords: Child Nutrition, Vegetarian, Vegan, Sustainable Nutrition, Unemployment, Food Costs, Health Economics

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2022 auf den Seiten M478-M482.

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