Steinzeit: Was Menschen vor 9000 Jahren aßen

Eine weit verbreitete Annahme ist, dass sich Menschen in der Steinzeit zu einem relativ großen Anteil von Fleisch ernährten. Doch eine neue Analyse [1] zeigt, dass zumindest in den peruanischen Anden Pflanzen eine viel größere Rolle bei der Ernährung gespielt haben als gedacht.

© gorodenkoff/ iStock/Getty Images Plus
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Die chemischen Analysen wurden von einer Arbeitsgruppe um Randall Haas von der University of Wyoming an sterblichen Überresten von 24 Personen durchgeführt. Diese lebten vor 6500–9000 Jahren (Jungsteinzeit) auf dem Altiplano, einer Hochebene in den Anden Perus, 3700 m über dem Meeresspiegel, wo das trockene, kalte Klima die Fossilien gut konservierte.
Um die Ernährung der Menschen zu rekonstruieren, analysierten die Forschenden die Mengenverhältnisse von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen in den Knochen. Diese reichern sich in Tieren und Pflanzen in unterschiedlichen Mengen an. So lässt sich aus dem Isotopengehalt in Knochen ablesen, was vorwiegend verzehrt wurde [2]. Die Mengenverhältnisse stabiler Isotope in den untersuchten Knochenproben zeigen, dass 70–95 % der Nahrung von Pflanzen stammten und 20 % von Fleisch. Genauer, dass die Personen der Jäger- und Sammlerkulturen sich hauptsächlich von C3-Pflanzen (Wilde Kartoffeln) ernährten.
Außerdem fand das Forschungsteam in der Nähe der menschlichen Knochen verkohlte Reste von Knollen sowie Abnutzungserscheinungen an den oberen Schneidezähnen. Diese zeigen, dass sich die Steinzeitmenschen in den Anden überwiegend von der Kartoffel bzw. deren Verwandten ernährt haben.
„Viele archäologische Untersuchungen zu Jägern und Sammlern konzentrieren sich auf die Jagd und eine fleischreiche Ernährung“, schreiben die Forscher*innen. Das liegt insb. an steinzeitlichen Werkzeugen und bearbeiteten Tierknochen, die immer wieder entdeckt werden. Jedoch ließen diese Entdeckungen keine grundsätzlichen Rückschlüsse auf die Ernährung zu, da Werkzeuge und tierische Überreste über viele Tausende Jahre erhalten bleiben. Pflanzliche Ernährungsweisen nachzuweisen sei deutlich schwieriger [2].

Literatur
1. Chen JC, Aldenderfer MS, Eerkens JW, et al.: Stable isotope chemistry reveals plant-dominant diet among early foragers on the Andean Altiplano, 9.0–6.5 cal. ka. PLoS ONE 2024; 19(1): e0296420.
2. GEO: Jäger, Sammler – und Fleischesser? Neue Studie zeigt, was Steinzeit-Menschen wirklich aßen. www.geo.de/wissen/studie--steinzeit-menschen-ernaehrten-sich-vor-allem-pflanzlich--34409388.html  (last accessed on 16 March 2024).



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2024 auf Seite M309.

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