Absichtserklärung des Deutschen Bundestags: Nationale Diabetes-Strategie verabschiedet

Nach langer Vorarbeit hat der Bundestag am 3. Juli Vorgaben für eine Nationale Diabetes-Strategie verabschiedet. Die Kernpunkte des Papiers sind als Aufforderung an die Regierung zu verstehen, tätig zu werden. Es handelt sich noch nicht um einen Gesetzesentwurf.

Mit der Annahme des Antrags (19/20619) [1] fordert der Bundestag die Bundesregierung u. a. dazu auf, die Prävention und Versorgungsforschung zu Adipositas und Diabetes mellitus deutlich voranzutreiben. Sie soll darauf hinwirken, dass Adipositas und damit auch die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung und ausreichenden Bewegung in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung verstärkt berücksichtigt wird. Dazu sollen auch entsprechende Lehrstühle ausgebaut und diese Inhalte in den neuen Studiencurricula berücksichtigt werden. Darüber hinaus strebt der Bundestag an, dass eine individuelle, multimodale und interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit Adipositas Grad 1 bis 3 in der vertragsärztlichen und stationären Versorgung zulasten der Krankenkassen ermöglicht wird.

Dies wird von der DAG ausdrücklich gelobt. Professorin Dr. med. Martina de Zwaan, Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, meint: „Ein wichtiger politischer Durchbruch mit Signalwirkung an den Gemeinsamen Bundes-Ausschuss, der den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verantwortet – und an die Krankenkassen selbst!“

Der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kommt in dem Entwurf insbesondere die Ernährung zu kurz, ein wesentlicher Kern der Diabetesprävention. Sie sieht in der verabschiedeten Strategie nur einen kleinen, nicht ausreichenden Schritt. „Die Lebensmittelindustrie muss hier mehr in die Verantwortung genommen werden“, fordert DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer. In Bezug auf Softdrinks etwa nennt die Diabetesstrategie weiterhin nur das Ziel einer freiwilligen Zuckerreduktion von 15 % bis Ende 2025. Die Fachverbände fordern hingegen eine verbindliche Zuckerreduktion von 50 % in Süßgetränken sowie ein nationales Werbeverbot für übergewichtsfördernde Produkte mit Kinderoptik. ( Lesen Sie hierzu auch den Beitrag „Verantwortliches Kindermarketing“ in Heft 6/2020, Seite M356 ff. der ERNÄHRUNGS UMSCHAU.)

Begrüßt werden von der DDG die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung des Disease Management Programms (DMP), zur Diabetesforschung sowie dem Ausbau der telemedizinischen Infrastruktur.

Quellen:
- Deutscher Bundestag: Bundestag will mehr Prävention bei Adipositas und Diabetes mellitus. 03.07.2020. www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw27-de-diabetes-strategie-701742  (last accessed on July 20 2020).
- Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Pressemeldung vom 03.07.2020
- Deutsche Diabetes Gesellschaft, Pressemeldung vom 03.07.2020

Literatur:
1. Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD. Start einer Nationalen Diabetes-Strategie – Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland und Versorgung des Diabetes mellitus zielgerichtet weiterentwickeln. https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/206/1920619.pdf  (last accessed on July 20 2020).

Diese Meldung in einer ausführlicheren Version:
-> www.ernaehrungsumschau.de, news vom 10.07.2020



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2020 auf Seite M444.

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