Lebensmittelmarketing und Gesundheitspolitik: Kinder vor schädlichen Auswirkungen schützen

(umk) Die Policy Briefs des STOP-Projekts (Science and Technology in childhood Obestiy Policy) [1] sind als Argumentations- und Umsetzungshilfe für Strategien zur Bekämpfung der Adipositas bei Kindern gedacht (s. a. ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2023 Seite M339).

Policy Brief Lebensmittelmarketing
Ein Policy Brief ist dem Thema Lebensmittelmarketing mit der Zielgruppe Kinder gewidmet, denn „gesunde Ernährung wird durch Marketingpraktiken untergraben, wobei ein erheblicher Teil des Marketings für Lebensmittel bestimmt ist, die zu einer ungesunden Ernährung beitragen. Es ist eindeutig belegt, dass Lebensmittelmarketing, dem Kinder ausgesetzt sind, ihre Vorlieben, Auswahl, Einkäufe und Aufnahme von Lebensmitteln verändert“ [2].
Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Februar 2023 vorgelegten Eckdaten für die geplante Regulierung von an Kinder adressierte Lebensmittelwerbung [3] (s. a. ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2023 Seite M206) sind spätestens seitdem Dauerthema in Fachkreisen und Talkshows.
Die in der öffentlichen Diskussion von der Lebensmittel-Lobby häufig vorgebrachten Argumente gegen eine Regulierung des Lebensmittelmarketings, die im Wesentlichen auf ein „weiter wie bisher“ und „freiwillige Selbstverpflichtungen“ abzielen, sind im Policy Brief in einer detaillierten Pro-/Kontra-Tabelle zusammengestellt und ausführlich mit Literaturangaben widerlegt. Um die schädlichen Auswirkungen des Lebensmittelmarketings auf Kinder abzumildern, werden die Regierungen folgerichtig aufgefordert, umfassende politische Ansätze umzusetzen, die das Marketing von Lebensmitteln regulieren, die zu einer ungesunden Ernährung beitragen. Besonders adressiert wird hier v. a. auch die zunehmende Bedeutung des digitalen Marketings.

Der STOP Policy Brief Protecting children from harmful marketing ist als pdf-Download unter [2] verfügbar. Auf 14 Seiten ist die wissenschaftliche Datenlage mit umfassendem Quellenverzeichnis zusammengestellt.

Aktuelle WHO-Guideline
Am 3. Juli hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre 88-seitige Leitlinie Policies to protect children from the harmful impact of food marketing [4] veröffentlicht. Dr. Francesco Branca, Direktor des Departments of Nutrition and Food Safety der WHO, stellt ebenfalls sehr deutlich fest: „Die aggressive und allgegenwärtige Vermarktung von fett-, zucker- und salzhaltigen Lebensmitteln und Getränken an Kinder ist verantwortlich für ungesunde Ernährungsentscheidungen“.

=> Lesen Sie zum Thema auch den Beitrag „Verantwortungsvolles Kindermarketing“ von Stephanie Gerlach in [5].

Literatur

  1. Science and Technology in childhood Obesity Policy (STOP): What is stop? www.stopchildobesity.eu/what-is-stop/  (last accessed on 3 July 2023).
  2. World Health Organization (WHO), United Nations Children‘s Fund (UNICEF): Protecting children from the harmful impact of food marketing: policy brief. www.stopchildobesity.eu/wpcontent/uploads/2022/06/9789240051348-eng.pdf  (last accessed on 3 July 2023).
  3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Mehr Kinderschutz in der Werbung: Pläne für klare Regeln zu an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung. www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/kita-und-schule/lebensmittelwerbung-kinder.html  (last accessed on 3 July 2023).
  4. World Health Organization (WHO): WHO recommends stronger policies to protect children from the harmful impact of food marketing. www.who.int/news/item/03-07-2023-who-recommends-stronger-policies-to-protect-children-from-the-harmful-impact-of-food-marketing  (last accessed on 3 July 2023)
  5. Gerlach S: Verantwortungsvolles Kindermarketing. Ernährungs Umschau 2020; 67(6): M356–63.


Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2023 auf Seite M468.

Das könnte Sie interessieren
Änderungen bei Kennzeichnung und Zusammensetzung für Honig & Co. weiter
Nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung – Herausforderungen und Erfolgsfaktoren weiter
Immer häufiger Cannabinoide in Süßwaren weiter
Ernährungspyramide aktualisiert weiter
Supermärkte und Discounter fördern ungesunde Essgewohnheiten weiter
Kompetenzzentrum für Ernährung & Therapie eröffnet weiter