Food EPI 2021: Ernährungspolitik reformbedürftig

Politik kann maßgeblich dazu beitragen, dass die gesündere und nachhaltigere Wahl bei der Ernährung eine einfache Wahl ist, bspw. durch Qualitätsstandards für die Schulverpflegung, Regeln für die Nährwertkennzeichnung oder Lebensmittelbesteuerung. Wo Deutschland in dieser Hinsicht steht, haben WissenschaftlerInnen vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie gemeinsam mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft untersucht.

Hierfür nutzten sie eine international anerkannte Methode: den sog. Food Environment Policy Index (Food-EPI). Dieser erfasst politische Maßnahmen und Regeln in zahlreichen Indikatoren. „Ein Vergleich der Ergebnisse mit internationalen Best Practices war ernüchternd und zeigte: Das Potenzial wird nur unzureichend genutzt. Deutschland bleibt aktuell deutlich hinter internationalen Best Practices zur Schaffung gesunder und nachhaltiger Ernährungsumfelder zurück und es besteht dringender Reformbedarf“, fasst Dr. med. Peter von Philipsborn, Leiter des Forschungsprojekts und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU, die Ergebnisse zusammen.

In den meisten untersuchten Bereichen erreichte der Umsetzungsgrad einer gesundheitsförderlichen Ernährungspolitik niedrige oder sehr niedrige Werte. Handlungsbedarf bestehe u. a. bei der Umsetzung einer qualitativ hochwertigen, gebührenfreien Schul- und Kitaverpflegung. „Ein gesundes und ausgewogenes Essen sollte für alle Kita- und Schulkinder in Deutschland verfügbar sein. Dazu brauchen wir eine flächendeckende und steuerfinanzierte Umsetzung verbindlicher Qualitätsstandards in diesem Bereich“, sagt Dr. Antje Hebestreit vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. Zur Finanzierung schlagen die ExpertInnen die Einführung einer Herstellerabgabe auf Softdrinks vor, mit nach dem Zuckergehalt gestaffelten Steuersätzen.

Handlungsbedarf bestehe auch beim Verpflegungsangebot in weiteren öffentlichen Einrichtungen. „ (…) Auch für diese sollten verbindliche Qualitätsstandards gelten, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) definiert wurden“, so Philipsborn.
Zudem fordern die AutorInnen gesetzliche Regeln für Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. „Die Politik ist in der Pflicht, Kinder vor gesundheitsschädlicher Werbung zu schützen“, betont Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

In einer der kommenden Ausgaben erfahren Sie mehr über die Ergebnisse und die Reformvorschläge des Food EPI 2021 für Deutschland.

Quellen:
LMU München, Pressemeldung vom 19.10.2021
• Online-Pressekonferenz der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München) und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS gemeinsam mit der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Pressemappe, 19.10.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2021 auf Seite M629.

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