Ernährungsreport 2022: Die Top 10 Ernährungstrends
- 26.01.2022
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- Redaktion
Im Zeitraum vom 27. Oktober bis 12. November 2021 wurden ErnährungsexpertInnen aus den Netzwerken des NUTRITION HUB und des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) zu Entwicklungen im Ernährungssektor befragt. An der Erhebung nahmen 107 Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen des Ernährungssektors teil. Anhand eines Online-Fragebogens wurden ernährungsrelevante Entwicklungen, die von den ExpertInnen im Beruf wahrgenommen wurden, ermittelt: Welches Ernährungsverhalten konnten die ExpertInnen beobachten? Was essen die Menschen? Warum und wie essen sie? Und was bewegt sie dabei?
Die Ergebnisse des Trendreports Ernährung 2022:
1. Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung
Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung boomt: Ernährungsweisen sollen möglichst wenig Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel haben und die Menschen gesund halten. VerbraucherInnen bewerten die Aspekte Regionalität und Nachhaltigkeit teilweise höher als den Aspekt Gesundheit. Insbesondere vegetarische und vegane Rezepte gewinnen an Popularität, die Nachhaltigkeit von Zutaten und Kochtechniken wird stärker hinterfragt.
Auf politischer Ebene zeigt sich ebenfalls ein Umdenken, bspw. in der Gemeinschaftsverpflegung: Derzeit werden in vielen Bundesländern oder auf Bundesebene politische Vorgaben für die Branche formuliert. Ein Vorreiter bei der Schulverpflegung ist Berlin, wo seit 2021 ein Bio-Anteil von 50 % im Speisenangebot der Grundschulen vorgeschrieben ist. Auch Mensen und Großküchen transformieren ihre Speisepläne, indem saisonaler und regionaler eingekauft wird, mehr pflanzliche Gerichte auf den Speiseplan kommen und verstärkt auf kreatives Kochhandwerk gesetzt wird. Das alles wirkt sich indirekt auch positiv auf die Klimabilanz aus.
2. Vegane und pflanzenbasierte Ernährung
Mehr vegane und biodiverse Gerichte: Der Trend geht weg vom Fleisch. Die Nachfrage nach pflanzenbasierter Ernährung nimmt weiterhin stark zu. Viele Eltern möchten ihre Kinder vegetarisch oder vegan ernähren und suchen für die Umsetzung im Alltag verlässliche Informationen bei ExpertInnen. „Eltern möchten sicher sein, ihre Kinder dabei ausreichend mit essenziellen Nährstoffen zu versorgen und mögliche Mängel zu vermeiden“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Verena Dickson, Gründerin von KinderNutrition. Vor allem sind es Mütter und Väter aus der Generation Y und Z, die bewusst nach pflanzenbasierten und nährstoffreichen Produkten suchen. Auch in der Großgastronomie wird an innovativen Verpflegungskonzepten gearbeitet.
3. Nährwert im Netz:
Digitale Ernährungsberatung in Therapie und Prävention Die Digitalisierung im Ernährungssektor schreitet voran. Zusätzlich hat die Corona-Pandemie viele Menschen aufgeschlossener gegenüber digitalen Lösungen gemacht und die Entwicklungen im Bereich der Ernährungstherapie beschleunigt. Digitale Lösungen vereinfachen den Zugang zu zertifizierten Angeboten von Ernährungsfachleuten und ermöglichen eine unkomplizierte, engmaschige Betreuung. Die Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Behandlungsmöglichkeiten nimmt auch bei ÄrztInnen zu.
4. Bewusstsein für gesunde Ernährung
Viele VerbraucherInnen reflektieren ihren Lebensstil und erkennen den Einfluss der Ernährungsweise auf die eigene Gesundheit. Vor allem Frauen sehen Ernährung als zentrales Element, um die eigene Gesundheit zu fördern. Männer hingegen – vor allem ab den mittleren Lebensjahren – tun sich damit schwerer.
Auch Achtsamkeit und intuitives Essen ist ein Trend in der Ernährung. Gesunde Ernährung geht immer mehr Hand in Hand mit Genuss und ohne Verbote. Eines dieser Konzepte, auch bekannt als „Health At Every Size®“, fußt auf den Säulen Selbstakzeptanz, intuitive Ernährung und Bewegung aus Freude; ein Ansatz, der darauf abzielt, die Gewichtsabnahme zu vernachlässigen und die Stigmatisierung von Menschen mit Übergewicht oder Adipositas zu reduzieren.
5. Ernährung nach Zahlen: Personalisierte Ernährung und Biohacking
Der Markt zeigt: Die Nachfrage nach einer maßgeschneiderten Ernährung, bis ins Detail an die individuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse des eigenen Körpers angepasst, wächst. Entsprechende Geschäftsmodelle entstehen. An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg etwa hat die Forschungsgruppe „Personalisierte Ernährung“ gezeigt, dass künstliche Intelligenz und digitale Anwendungen das Thema wesentlich vorantreiben. „Es wird immer normaler, seinen Körper zu überwachen, egal ob mit Blutzuckersensoren im Arm oder mit Hilfe der smarten Trinkflasche“, sagt der Ernährungswissenschaftler und Lebensmitteltechnologe Fabian Schlang. Damit personalisierte Ernährung funktioniert, müssen Daten, Produkte und Dienstleistungen aus Lebensmittelbranche, Gesundheit, Technologie und Wissenschaft ineinandergreifen.
6. Convenience Food und gesundes Essen-to-go
Der Trendreport Ernährung 2022 listet Convenience Food und gesundes Essen-to-go als sechstwichtigste Entwicklung auf. Auch in diesem Bereich wird die Kombination aus Nachhaltigkeit, Gesundheit und Genuss immer wichtiger. „Da Verbraucherinnen und Verbraucher auf kritische Inhaltsstoffe achten, ist schon jetzt eine Optimierung dieser Produkte zu beobachten“, sagt die Food-Journalistin Dagmar von Cramm. In Zukunft also dürfte die Liefer-Branche die kaufkräftige Zielgruppe der Gesundheitsorientierten noch stärker in den Fokus nehmen.
7. Ernährung für den Darm und Probiotika
Die Relevanz des Darms und der Darmbakterien im Zusammenhang mit Psyche und Ernährung, der sogenannten Darm-Hirn-Achse, nimmt zu und ist nicht länger ein Tabu-Thema. ErnährungsberaterInnen registrieren eine steigende Anzahl an Anfragen zu diesem Thema. Daher sehen die befragten ExpertInnen die Themen Darm-Mikrobiom und Ernährung sowie Probiotika als siebtwichtigstes Themengebiet für zukünftige Entwicklung an.
8. Ernährungsmythen und falsche Ernährungsinformationen
Soziale Medien sind heute eine der maßgeblichen Informationsquellen geworden. Fehlinformationen und nich-fundiertes Ernährungs-„Wissen“, das von selbsternannten ErnährungsberaterInnen promotet wird, verbreitet sich digital rasant. Umso wichtiger, dass die Kommunikation evidenzbasierter Ernährungsinformationen durch Fachleute im digitalen Zeitalter gefördert wird und Ernährungsprofis online mehr Präsenz zeigen. Seriöse Quellen werden nach Angaben der Befragten allerdings verstärkt nachgefragt. Gesucht werden Orientierung und verlässliche Ernährungsinformationen. Dabei wird plumpes Influencer-Marketing meist auch als solches erkannt. Auch deshalb, so Jan Rein, Head of Content & Communications bei KoRo, würden die großen Marken im Bereich Ernährung zunehmend zu Wissensvermittlern und ernstzunehmenden Treibern der Ernährungsbildung.
9. Work-Food-Balance: Betriebliche Gesundheitsförderung
„Unternehmen wird immer bewusster, dass sie durch betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) die eigene Attraktivität für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sowie für die Mitarbeitenden steigern können“, sagt Katharina Kühtreiber, Diätologin und Inhaberin der Ernährungsberatung Female Food Freedom. Dabei gehe es vermehrt um das Thema pflanzliche Proteinquellen. Auch in der BGF finden sich typische Fragen, die ExpertInnen beantworten müssen: Welche pflanzlichen alternativen Proteinquellen sind zu empfehlen? Muss man wirklich Fleisch und Fisch verzehren, um sich gesund zu ernähren?
10. Kinder an die Macht: Ernährungsbildung in Kita und Schule
Mit der ganztägigen Betreuung in Kindergärten und Schulen wächst der Stellenwert der Kita- und Schulverpflegung. Das Verpflegungskonzept sowie die Maßnahmen zur Ernährungsbildung werden damit zentrales Element für die Ernährungsvorlieben der Kinder im Erwachsenenalter. Die Bundesregierung unterstützt vermehrt Aktionen, um bereits im Kindergarten und in der Schule den Zugang zu Wissen über gesunde Ernährung zu ermöglichen. Der Einsatz von Ernährungs-Apps und digitalen Angeboten unterstützt dieses Vorgehen.
Quelle:
Nutrition Hub: Essen mit Verantwortung und Leidenschaft: Die 10 TOP Ernährungstrends 2022. Pressemeldung vom 19.01.2022