Blüten in der Ernährung: Sommerzeit ist Salatzeit
- 17.07.2015
- Online PLUS
- Christine Brombach
Blüten zum Anbeißen: Wer Lust auf einen etwas anderen Sommersalat hat, muss nicht auf exotisches Obst und Gemüse zurückgreifen. Viele essbare Wildpflanzen wachsen auf der Wiese nebenan oder im eigenen Nutzgarten. Ihre Blüten eignen sich sehr gut als Farbtupfer in Blattsalaten und zwischen Kräutern. Je nach Verfügbarkeit und Geschmack zum Beispiel die gelben Blüten der Kapuzinerkresse oder die blau-violetten, kugeligen Blüten von Schnittlauch untermischen oder über den Salat streuen – ein schöner Effekt.
Viele der im Folgenden aufgeführten Pflanzen sind jedoch nicht nur hübsch anzusehen. Sie geben dem Salat als Gewürz einen ganz eigenen Geschmack und spielen in der Naturheilkunde eine wichtige Rolle. Die Übergänge zwischen Heil- und Lebensmittel sind dabei oft fließend. Wohl wahr ist hier das Motto des Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus): „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“
Die Ringelblume ist eine wichtige Heilpflanze, die zur Familie der Korbblütler gehört. Weil sie sich rasch vermehrt, sind ihre kräftigen gelb-orangen Blüten in vielen Gärten verbreitet. Meist kommt die abschwellende und krampflösende Heilwirkung der Ringelblume äußerlich als Salbe und Tinktur zur Anwendung. Schon Hildegard von Bingen nutzte „Calendula“ als Heil- und Nutzpflanze und hob deren besonderen Wert hervor. Die frischen oder getrockneten Blütenblätter und die Blütenkörbchen sind eine ideale, leicht herbe Salatbeilage. Besonders schmackhaft kombinieren lassen sich Ringelblumenblüten mit Nüssen.
Als Tee getrunken (getrocknete oder frische Blütenblätter) lindert Ringelblütentee Verdauungsbeschwerden. Dazu wird ein gehäufter Teelöffel in einen Becher gegeben und mit ca. 250 ml kochendem Wasser übergossen. Den Aufguss fünf bis zehn Minuten lang ziehen lassen und mehrmals täglich ein Glas voll trinken.
Der Schnittlauch ist ein universales Gewürz – im Frühling ein Highlight in der beliebten Frankfurter „Grünen Soße“ und sonst ein „Muss“ für alle Kräuterdips und Salatkreationen. Die auffälligen violett-kugeligen Blüten schmecken kräftig nach dem typischen Schnittlauchgeschmack. Das macht die Blüten zu einer willkommenen Geschmacksnote zwischen Endivien, Lollo Rosso und Co.
Wie die Schnittlauchröhrchen selbst, enthalten die Blüten wertvolle Inhaltsstoffe wie etwa Vitamin C oder die zwiebelartigen ätherischen Öle. Als Heilpflanze weniger bekannt, soll Schnittlauch gegen Appetitlosigkeit, Blähungen und bei Darmentzündungen helfen.
Die Arzneipflanze des Jahres 2013 gehört botanisch zu den Kapuzinerkressegewächsen, was dem Koch schon einen Hinweis auf den scharfen Geschmack und die enthaltenen Senföle liefert. Botanisch gehört die Kapuzinerkresse in die große Familie der Brassicaceae (Kreuzblütler). Die enthaltenen Senföle sorgen nicht nur für einen scharfen und leicht bitteren Geschmack, sondern sie wirken auch entzündungshemmend und haben, wie Studien der Universität Würzburg aufzeigen, auch eine antibakterielle Wirkung.
Die schönen gelb bis tieforange oder rot gefärbten Blüten können, wie auch die Blätter, roh verzehrt werden. Sie geben dem Salat die „kressige“ Note.
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Bei Gärtnern ist das sogenannte „Gurkenkraut“ oder auch „Kurkumakraut“ nicht sonderlich beliebt, da es sich ausgiebig vermehrt. Im Geschmack ähnelt Borretsch Gurken, daher der Spitzname. Die stark behaarten Blätter können zum Beispiel feingehackt einer Salatsoße beigegeben werden. Die zunächst leicht rosa eingefärbten Blüten verfärben sich mit der Zeit in leuchtend blaue Blüten. Sie sind mehr ein Farbklecks im Salat, als dass sie intensiv schmecken.
Neben einer wohltuenden Wirkung auf die Verdauungsorgane und den Stoffwechsel, soll Borretsch gegen schlecht heilende Wunden und Ausschläge helfen.
Der wilde Majoran ist eine genügsame aber sonnenliebende Pflanze. Die wenigsten wissen, dass die Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) auch in den hiesigen Breitengraden heimisch ist.
Die lila-blauen Blüten verströmen einen eher herben, aromatischen Duft, der als Gewürznote vor allem in der mediterranen Küche eingesetzt wird.
Verantwortlich für den typischen Majorangeschmack ist das Thymol, dessen antiseptische Wirkung schon Hippokrates kannte und nutzte. Seine verdauungsstärkenden Eigenschaften machen ihn neben dem Salat zum perfekten Belgleiter schwerer und fettreicher Speisen.
Die Rosen zählen zur großen Pflanzenfamilie der Rosengewächse, die äußerst vielfältig ist und zu denen zum Beispiel auch das Steinobst gehört. Rosen kommen wild, aber auch im Zier- und Nutzgarten vor. Ihre Blüten nehmen unterschiedliche Farbtöne an, manche duften, andere nicht. Vor allem die Verwendung des Rosenöls für Kosmetika macht das Symbol der Liebe als Nutzpflanze sehr wertvoll. In der Naturheilkunde soll Rosentee Kopfschmerzen und Schwindelgefühl lindern.
Rosenblütenblätter sind essbar, wobei weniger der Geschmack (der von neutral bis „rosig“ reicht, je nachdem, ob es sich um duftende oder weniger duftende Sorten handelt), sondern die jeweilige Farbe der Blüten das Menü zu einer Besonderheit machen. Wildrosen, Hundsrosen, Stockrosen, Kartoffelrosen – die Auswahl ist groß und dürfte alle Sommersalatfans inspirieren.
Christine Brombach
Weitere Informationen:
Die Blütezeit der aufgeführten Pflanzen ist Juni bis meist September. Wie bei allen essbaren Wildpflanzen sollte darauf geachtet werden, dass die Blüten frei von Läusen und anderen Insekten sind. Die Blüten sollten unmittelbar nach dem Pflücken gegessen werden, denn welk verlieren sie ihren Geschmack und ihre schöne Optik.