Ernährungspolitik: Stellungnahme „Ernährungsarmut unter Pandemiebedingungen“

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) hat am 21. März 2023 seine Stellungnahme zur „Ernährungsarmut unter Pandemiebedingungen“ an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) übergeben. Darin setzt sich das ehrenamtliche Beratungs- und Impulsgremium mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf von Ernährungsarmut gefährdete Menschen auseinander.

Die Stellungnahme des WBAE baut auf dem Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ von Juni 2020 auf. In diesem hatte der WBAE Ernährungsarmut als größer werdendes Problem in Deutschland festgestellt und bereits erste Maßnahmen vorgeschlagen. In der nun veröffentlichten Stellungnahme werden diese teilweise aufgegriffen und vertieft.
Dazu erklärt der Bundesminister Cem Özdemir: „Ernährungsarmut heißt Mangel an guter und gesunder Nahrung und dazu heißt es auch noch fehlende Teilhabe. Die Corona-Pandemie hat dieses Problem noch offensichtlicher zutage treten lassen. Den Ansatz der WBAE-Stellungnahme, aus diesen Erfahrungen Schlussfolgerungen für künftige vergleichbare Krisensituationen zu ziehen, begrüße ich sehr. Die wertvollen Hinweise und Empfehlungen werden wir an die jeweils zuständigen Ministerien weiterleiten und erörtern. Mein großer Dank gilt den Mitgliedern des WBAE für ihr Engagement. Das Ziel der Bundesregierung ist, dass sich alle Menschen in Deutschland gut, also gesund und nachhaltig ernähren können – unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Bildung. Hier setzt mein Ministerium auch mit der Ernährungsstrategie an.“

Als Schwerpunkte der Stellungnahme werden die Erfahrungen während der Corona-Pandemie in Deutschland, insbesondere die wegfallende Kita- und Schulverpflegung sowie die Schließung der Tafeln und anderer karitativer Essensangebote im Rahmen der Lockdown-Maßnahmen betrachtet. Weiterhin werden Einkommenseffekte und Veränderungen der Lebensmittelpreise sowie Veränderungen des Ernährungsverhaltens in der Pandemie und der in Deutschland zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen untersucht.
Die Stellungnahme unterbreitet vor diesem Hintergrund Vorschläge für politische Maßnahmen, die nach Auffassung des BMEL gerade auch mit Blick auf die laufende Erarbeitung einer Ernährungsstrategie der Bundesregierung wertvolle Hinweise und Empfehlungen geben – unter anderem zu:

  • der Verbesserung der Datenlage zu Ernährungsarmut in Deutschland,
  • der Entwicklung eines konsistenten Zielsystems für die Reduktion von Ernährungsarmut,
  • dem Zugang zu Kita- und Schulverpflegung.

Für eine bessere Datenlage und die Förderung von Forschung und Projekten hat das BMEL bereits erste Forschungsprojekte in Auftrag gegeben, um die Lebens- und Ernährungssituation bei armutsgefährdeten älteren Menschen und die Ernährungssituation in armutsgefährdeten Haushalten mit Kindern genauer zu untersuchen. Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ wird zudem ein Projekt der Verbraucherzentralen zur Ernährungsarmut gefördert. Auch die Arbeit der Tafeln wird projektbezogen unterstützt. Außerdem wird derzeit federführend durch das BMEL eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung erarbeitet.

www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/ernaehrungsarmut-pandemie.html

Der WBAE ist ein interdisziplinär besetztes Gremium, das das BMEL bei der Entwicklung seiner Politik in diesen Bereichen berät. Der WBAE arbeitet auf ehrenamtlicher Basis, ist unabhängig und erstellt Gutachten und Stellungnahmen zu selbst gewählten Themen. Dem Beirat gehören derzeit 18 WissenschaftlerInnen an, berufen vom BMEL für drei Jahre.

Quelle: BMEL, Pressemeldung vom 21.03.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2023 auf Seite M211.

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